Die kalten Wintermonate stellen viele Tiere vor Herausforderungen. Nahrung gibt es meist wenig, dafür aber beeindruckende Strategien wie man diese Jahreszeit am besten übersteht. Manche Tiere fallen in einen Winterschlaf, andere in eine Winterstarre und wieder andere halten Winterruhe. Heimische Schmetterlinge warten im Verborgenen auf den Frühling.
Rund 4.000 verschiedene Schmetterlingsarten leben in Österreich. In etwa 215 sind Tagfalter, der mehrheitliche Rest Nachtfalter. Viele der flatternden Zeitgenossen sind auf den Roten Listen als vom Aussterben bedroht und auch gefährdet eingestuft und die Bestände der meisten Arten nehmen weiter ab. Wer gerne Schmetterlinge beobachtet, kann auch zum Artenschutz beitragen. Das funktioniert ganz einfach indem man Sichtungen meldet – dazu gibt es die Online-Plattform www.naturbeobachtung.at und auch die App „Schmetterlinge Österreichs“. So kann man sich als „Citizen Scientist“ unkompliziert an der Schmetterlingszählung beteiligen und sich für deren Erhalt engagieren.
Endlich Frühling? Bis im Frühjahr die ersten Falter wieder durch die Lüfte tanzen, dauert es aber noch eine Weile. Doch wo sind die Schmetterlinge eigentlich im Moment? Wie verbringen sie den Winter? Meistens sind sie unbemerkt in unserer Nähe. Um zu überleben, haben sie unterschiedliche Strategien entwickelt. Viele Insekten senken ihre Körpertemperatur so weit ab, dass sie an die Außentemperaturen angepasst ist, und sie suchen frostfreie Quartiere auf. Schmetterlinge verfügen über ausgeklügelte Techniken und überwintern entweder als Falter, Raupe, Puppe oder Ei.
Gewusst wie! Der Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni), ein Tagfalter, aus der Gruppe der Weißlinge verbringt den Winter als erwachsener Falter in der freien Natur, meist gut getarnt an immergrünen Pflanzen wie z. B. Stechpalmen oder im dichten Gestrüpp bzw. zwischen Blättern am Boden. Er schafft es dank Glycerin, Sorbit und Proteinen, den Gefrierpunkt seiner Körperflüssigkeiten so weit zu senken, dass er sogar Temperaturen von bis zu –20 °C trotzen kann. Hin und wieder kommt es vor, dass er an warmen Wintertagen sogar kurzfristig aktiv ist, meist verharrt der Falter aber den ganzen Winter lang an einer Stelle (teilweise sogar von Schnee bedeckt) in der Nähe seiner Futterpflanzen, den Kreuzdorngewächsen. Der Zitronenfalter hat deshalb quasi einen Startvorteil und ist oft einer der ersten Falter im Vorfrühling. Auch das Tagpfauenauge (Aglais io) überwintert als Falter, dazu sucht es geschützte Verstecke wie Keller, Dachböden oder Holzstapel auf. Auch der Kleine Fuchs (Aglais urticae) verbringt die kalten Monate als adultes Tier in Höhlen, Gebäuden oder Holzstapeln, um im Frühling wieder auszufliegen und sich fortzupflanzen. Durch die teilweise immer milder werdenden Temperaturen überwintert auch der Admiral (Vanessa atalanta) immer häufiger in Mitteleuropa – eigentlich galt er ursprünglich als Wanderfalter, der sich in wärmere Gefilde zurückzog.
Raupe eines Schwalbenschwanzes.
Die kleine Raupe Nimmersatt? Sehr beliebt ist es unter den österreichischen Tagfaltern, als Raupe zu überwintern. Dabei gibt es wieder je nach Art unterschiedliche Schutzmechanismen, wie Gespinste oder Verstecke unter Laub und Rinde. Typische Vertreter, die diese Strategie nutzen, sind manche Arten der Bläulinge. Dabei ziehen sich die Raupen zurück in geschützte Bereiche, z. B. unter lose Rinde oder Laub am Boden. Der Ameisen-Bläuling lässt sich als junge Raupe in einen Ameisenbau tragen, um den Winter unterirdisch zu verbringen. Er schafft es, sich als Brut zu tarnen und wird sogar von den Ameisen gefüttert, nach dem Schlüpfen muss der Falter allerdings sehen, dass er den Bau schnell verlässt. Auch Schachbrettfalter (Melanargia galathea), Perlmuttfalter (Argynnini), Schwarzer Trauerfalter (Neptis rivularis) und die Familie der Spanner (Geometridae) überwintern als Raupe, um nur einige zu nennen. Der Braune Bär (Arctia caja) zieht sich ebenfalls als Raupe an geschützte Orte zurück – seine dichten Haare schützen ihn vor der Kälte.
Hey Puppe! Bekannte Schmetterlingsarten wie Segelfalter (Iphiclides podalirius), Schwalbenschwanz (Papilio machaon), Aurorafalter (Anthocharis cardamines), Landkärtchen (Araschnia levana) und auch verschiedene Weißlinge überwintern als Puppe. Die Puppen sind häufig im Winter an Pflanzenstängeln – z. T. direkt bei den bevorzugten Futterpflanzen – zu finden, beim Landkärtchen wäre das beispielsweise die Brennnessel, beim Aurorafalter Kreuzblütler wie Wiesenschaumkraut oder Knoblauchsrauke. So manchen verpuppten Falter kann man auch im Boden oder in Bodennähe, an Wänden oder Zäunen finden. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie sind Meister der Tarnung – die Puppen und Kokons sind gar nicht so einfach zu entdecken.
Ei, Ei, Ei ... Lediglich rund 5 % der in Mitteleuropa vorkommenden Schmetterlinge überwintern als Ei. Dazu werden die Eier an Pflanzen angeheftet und die Raupen schlüpfen dann im Frühling bzw. Frühsommer. So machen das beispielsweise Apollofalter (Parnassius apollo) und die Zipfelfalter, wie Eichenzipfelfalter (legt die Eier an Eichenknospen ab), Nierenfleck-Zipfelfalter (an Schlehenzweigen) und Ulmen-Zipfelfalter (an Ulmenknospen). Die winzigen Gebilde sind gar nicht so leicht zu entdecken, aber eine sehr gute Strategie, um der Kälte zu trotzen.
Problem Klimawandel. Die Klimaerwärmung stellt auch Schmetterlinge vor Herausforderungen – sie verändert ihre Lebensbedingungen drastisch. Bei milderen Temperaturen erwachen die Tiere oder schlüpfen – wenn dann wieder Frost kommt, drohen sie zu erfrieren oder zu verhungern. Wandernde Arten, wie Admiral oder auch Distelfalter, überwintern immer häufiger hierzulande, anstatt in wärmere Regionen zu ziehen – häufig mit ungewissem Ausgang. Auch der Verlust des Lebensraumes, der Einsatz von Pestiziden und intensive Landwirtschaft setzen den Schmetterlingen zu.
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Silvia Osterkorn-Lederer, Redaktion
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